Schloss Neuweier ist eine der ältesten und best erhaltenen Wasserburgen Deutschlands. Die Schloss- und Weinbaugeschichte reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Über diese lange Zeit gab es mehrere glückliche Umstände, die dem Schloss das Schicksal des Oberen Schlosses in Neuweier ersparten …
850 Jahre Geschichte
Vermutlich entstand die Schlossanlage aus einem fränkischen Gutshof, der ursprünglich auf einer römischen Anlage errichtet wurde. Sicher ist, dass das Schloss als wehrfähige Wasserburg im 13. Jahrhundert bereits vorhanden war.
Dem Weinbau verpflichtet
Schon die ersten Lehensträger des Schlosses, die Herren von Bach, fühlten sich dem Weinbau verpflichtet. Und so ist es der Wein, dem Schloss Neuweier seine Geschichte, seinen Fortbestand und seinen Ruhm verdankt. Eine kundige Hand im Umgang mit Reben bewiesen auch die Nachfolger. Mit dem Tod des letzten Ritters von Bach 1538 ging der Besitz auf die Töchter seiner Schwester Katharina von Bach über. Tochter Anna heiratet Hartmann von Cronberg, Tochter Catharina in zweiter Ehe Philipp, Kämmerer von Worms, genannt von Dalberg.
Dieser baute das Schloss 1548/49 zu seiner jetzigen Gestalt aus und ließ über der Eingangstür zum Treppenhaus im Innenhof einen Erinnerungsspruch meißeln, der mit dem schönen Satz endet „Zeyt bryngt Rosen“. Ein Jahr zuvor, 1547, hatte Kaiser Karl V. dem Schloss die Reichsunmittelbarkeit bestätigt. Im Jahre 1615 ging das Schloss an die zwei Töchter Philipps von Dalberg und deren Gatten, Wolf von Eltz und Knebel von Katzenellenbogen. Die Katzenellenbogen, ein berühmtes rheinisches Rittergeschlecht, standen als hohe Beamte im Dienste des Erzbischofs und Kurfürsten von Mainz.
Dunkle Zeiten
In die Zeit der gemeinsamen Herrschaft fielen zahlreiche kriegerische Auseinandersetzungen. So kam es im Laufe des Dreißigjährigen Kriegs (1618-1648), des Pfälzisch-Orléansche Erbfolgekriegs (1690), des Spanischen Erbfolgekriegs, vor allem nach dem Tod des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden (Türkenlouis 1707), immer wieder zu schrecklichen Plünderungen und Verwüstungen des Schlosses und der ganzen Region.
Fränkisches Erbe: der Bocksbeutel
1725 kaufte Franz Ludwig Knebel von Katzenelnbogen den Anteil von der Familie von Eltz, sodass das gesamte Schloss an die Knebel von Katzenelnbogen überging. Ganz besonders um den heimischen Weinbau verdient gemacht, hat sich Johann Philipp Knebel von Katzenelnbogen. Vormals kaiserlicher Gesandter und Diplomat, widmete er sich ab 1782 ganz dem Weinbau in Neuweier. Nicht nur, dass er aus seiner fränkischen Heimat den Boxbeutel nach Neuweier brachte, sondern er verpflanzte 1785 auch Niersteiner und Laubenheimer Reben, aus seiner Stammheimat, in seine Weinberge in Neuweier, wo sie die bisherigen Rebsorten Elblinger und Ortlieber verdrängten.
Wein für die Queen
Im 19. Jahrhundert wechselte das Schloss mehrmals die Besitzer. Seit 1869 war die Baden-Badener Familie August Rößler im Besitz des Schlosses und seiner Weinberge. Sie machten die Lage Mauerberg zu einer auch internationalen Berühmtheit und füllten selbstverständlich wie ihre Vorgänger den „köstlichen Schlosswein“ im Bocksbeutel ab. Die Weine standen auch bei Queen Victoria von England hoch im Kurs, sie liebte die edlen Tropfen und auch bei der Weltumrundung des Luftschiffes “Graf Zeppelin” 1929 wurde der Neuweirer Schlosswein den Gästen serviert.
In seiner langen Geschichte gab es mehrere glückliche Umstände, die dem Schloss Neuweier das Schicksal des Oberen Schlosses in Neuweier ersparten. Dieses wurde in den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit abgetragen. Auch bei dem Unteren Schloss waren seit dem 19. Jahrhundert kaum noch nennenswerte Sanierungsarbeiten durchgeführt worden. Dementsprechend befand sich das Schloss und seine Nebengebäude noch vor etwas mehr als drei Jahrzehnten in einem äußerst desolaten Zustand.
Die Liebe zum Wein, die Liebe zum Essen
Die im März 1984 verstorbene „Schlossherrin“ Jacoba Stoltenberg-Rössler hatte den Wunsch, dass jeder Besucher den Schlosswein an Ort und Stelle genießen kann. Nichts lag näher, als guten Wein mit gutem Essen zu verbinden. In den historischen Räumen wurde deshalb zunächst eine Besenwirtschaft eingerichtet, die sich sehr schnell zu einer respektablen Schank- und Speisewirtschaft entwickelte. 1976 wurde das Schlossrestaurant an den bekannten Gastronomen Walter Fritz, der 1982 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, verpachtet. 1983 bis 2002 führte die Familie Beck das Restaurant, von 2004 bis Anfang 2020 Familie Armin Röttele. Unter ihm wurde das Schloss-Restaurant mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet.
Aufwändige Grundsanierung
Zu den großen Glücksfällen gehört, dass die Familie Joos 1992 Schloss und Weingut erwarben und mit großem persönlichen und finanziellen Einsatz die gesamte Schlossanlage von Grund auf sanierte. Im Jahre 2009 waren die Bauarbeiten am Schloss und Weingut endgültig abgeschlossen. Wiedererstanden ist ein Schmuckstück mit einer herausragenden Bedeutung für die ganze Region.
Seit 2012 liegt die Verantwortung für Schloss und Weingut bei den neuen Eigentümern, der alteingesessenen Winzerfamilie Schätzle. Sohn Robert Schätzle, Biotechnologe und Oenologe Dipl. Ing., führt die lange Tradition des Weinhaus und die Reihe qualifizierter und engagierter Kellermeister im Schloss Neuweier nahtlos fort.
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